Befragung eines Springteufels

Kommentar

 

Befragung eines Springteufels versucht, sowohl eine Annäherung an die Faszination Wagnerscher Ästhetik als auch gleichzeitig eine ironische Distanzierung davon zu vollziehen.

Drei oder vier deutsche Schäferhunde werden als Performer einer Bühnensituation ausgesetzt, die einen Klischee-Moment vieler klassischer "Parsifal"-Inszenierungen nachstellt: Der Heilige Gral (hier: Fleischstücke an Schnüren) wird langsam vom Bühnenhimmel herabgelassen, während sich die Sänger (hier: Hunde) auf der Bühne sehnsuchtsvoll nach ihm strecken und verzehren.

Diese Situation wird hier gleichsam eingefroren und ironisiert, aber durch eine gewisse animalische Vehemenz und Brutalität hoffentlich auch als existenzielles Drama der sinnlos kämpfenden Kreatur spürbar.

Viele Assoziationen ließen sich anknüpfen: Jagdtrieb und deutscher Wald, Hundeliebhaber Wagner (und Hitler), die große klangliche Verschmelzung und Sublimierung aller diesseitigen Dramen und Triebe (hier in Form des live-elektronischen Pedals, das allen realen Klang allmählich überdeckt), Offenbach'sche und Bizet'sche (Hunde)-Ballett-Leichtigkeit, die das Pathos des Klanges visuell überdeckt  und besiegt. Aber auch: dunkler, edler Klang von Glocken, Tuben, Hörnern und Männerstimmen, existenzieller Kampf.

Zugleich bildet Befragung eines Springteufels den Abschluss einer ganzen Reihe musiktheatraler Miniaturen, die mit der Choreographie zum Teil gänzlich unzusammenhängender Elemente sowie einer gewissen sportiven Skurrilität arbeiten.

 

 

 

Aufführungen

 

UA 11.10.2013, Hochschule für Musik Dresden // Briefmarken-Ring zum Wagner-Jahr 2013 // Gorod, Nikia, Tuvik und Kioti (Betreuung: Anna Catarina Müller), Gesangs- und Instrumentalstudierende der HfM Dresden, Christoph Mann (Klangregie)

 

 

Noten

 

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